Rheinen

DAS Dorf

Adventskalender: 21.12.15

| Keine Kommentare

Ein Teddy reist nach Indien
Dem kleinen Hans-Peter war etwas Merkwürdiges passiert: Er hatte zum Geburtstag zwei ganz gleiche Teddybären geschenkt bekommen, einen von seiner Großmutter und einen vom Onkel Fritz.
„Du kannst ja einen Bären umtauschen“, meinte Hans-Peters Mutter, „zum Beispiel gegen ein kleines Auto!“
„Ach neine“, gab Hans-Peter zur Antwort, „einen Teddy will ich verschenken, einem Jungen, der so alt ist wie ich, irgendeinem Jungen.“
„Und wie heißt der Junge, wo wohnt er denn?“
„Wie er heißt, weiß ich nicht. Und er wohnt … er wohnt … “ Hans-Peter schaute erst seine Mutter an, dann den Vater, und dann drehter er sich zur Wand, wo die große, sehr große Landkarte hing, so groß, dass die ganze Welt darauf zu sehen war. Er tippte mit dem Zeigefinger irgendwohin, wo die Karte nicht blau war, denn das Blaue war Wasser, das wusste Hans-Peter, und sagte: „Dort wohnt er!“
„Das ist ja mitten in Indien“, meinte der Vater. „Wie soll denn der Teddybär nach Indien kommen?“
Hans-Peter dachte nach. Und weil er in Hamburg wohnte und Hamburg eine Stadt ist, die am Meer liegt und einen großen Hafen hat mit vielen Schiffen, fiel ihm etwas ein. „Gibt es nicht Schiffe, die nach Indien fahren?“ fragte er.
„Die gibt es“, sagte der Vater.
„Dann bitten wir eben einen Kapitän, der nach Indien fährt, er möchte unseren Teddy mitnehmen.“
„Das machen wir“, erklärte der Vater. „Zieh dich und den Teddy an, denn bis Indien hat er eine weite Reise.“
Hans-Peter ging mit seinem Vater zum Hafen. „Liegt hier ein Schiff vor Anker, das bald nach Indien fährt?“ fragten sie.
Ein Matrose wies auf ein Schiff, so kletterten sie den Laufsteg hoch.
„Guten Tag, Kapitän“, sagte Hans-Peters Vater. „Mein Sohn möchte einem kleinen Jungen in Indien seinen Teddybären schicken. Könnten sie ihn mitnehmen?“
„Den Teddy oder den Jungen?“ fragte der Kapitän.
„Den Teddy“, gab der Vater lächelnd zurück, „den Jungen möchten wir gern hierbehalten.“
Der indische Kapitän erklärte, er wolle den Teddy gern mitnehmen. Und dann erzählte er, dass er zu Hause in Indien selbst einen kleinen Jungen habe, und ob der den Bären bekommen könnte.
Hans-Peter überlegte. Dann fragte er: „Ist das dein Schiff?“
„Ja, das ist mein Schiff“.
„Dann bist du reich“, sagte Hans-Peter, „dann kannst du deinem Jungen selbst einen Teddy kaufen. Mein Junge ist nicht reich, der hat keinen Teddy und kriegt auch keinen, wenn ich ihm nicht einen schicke.“
„Gut“, sagte der Kapitän, „es gibt genug arme Jungen in Indien“ Er ließ sich Hans-Peters Namen und Adresse sagen, und dann gingen Hans-Peter und sein Vater nach Hause. Sie dachten natürlich, der Junge in Indien würde einen Brief schreiben, dass der Teddy gut angekommen sei. Aber es kam kein Brief. Auch keine Karte. Nichts, gar nichts. Es verging viel Zeit, und Hans-Peter dachte schließlich nicht mehr an seinen kleinen Bären und den Jungen in Indien.
Dann wurde es Weihnachten! Eine Stunde vor dem Heiligen Abend klingelte es. Draußen stand der indische Kapitän und brachte ein kleines Paket für Hans-Peter.
Dazu überreichte er einen Brief; den musste er übersetzen, denn er war indisch geschrieben.

„Lieber Hans-Peter!
Ich habe Dein Geschenk bekommen und danke Dir sehr dafür. Ich schicke dir ein Tongefäß mit Reis. Lass ihn dir gut schmecken. Das Gefäß hat mein Vater gearbeitet. Er ist ein Töpfer. Außerdem schicke ich dir noch eine Kette aus bunten Federn. Diese Kette habe ich selbst gemacht. Bei uns gibt es viele Vögel mit solchen Federn. Es grüßt dich
dein Freund Sadlus“

Hans-Peter wurde ganz rot vor Freude. Er bekam viele schöne Geschenke an diesem Weihnachtsabend, aber die schönsten waren für ihn das Tontöpfchen mit Reis und die Vogelfederkette. er trug die Kette den ganzen Abend und war sehr glücklich, dass er einen Freund in Indien hatte.

von Mira Lobe / aus: „Es weihnachtet sehr“

Schreibe einen Kommentar